Plakative Diskriminierung

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Ein Plakat mit einer freundlich lächelnden Muslima oder einem jungen Mann mit dunklem Haar. Das sind die neuesten Plakate des Innenministeriums mit dem Ziel Extremismus entgegenzuwirken. Hiermit werben Sie für die „Beratungsstelle Radikalisierung“.

Die Beratungsstelle Radikalisierung wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eingerichtet und ist ein Teil der mit Zusammenarbeit von Innenministerium und muslimischen Verbänden gegründeten „Initiative Sicherheitspartnerschaft“. Freunde, Familienangehörige oder Lehrer, die extremistische Neigungen an Jugendlichen beobachten, sollen die Beratungsstelle kontaktieren. Die Plakate werden ab dem 21. September in vielen Städten hängen. Es ist eine Werbekampagne mit einem Budget von 300.000 Euro. Wieder mal eine falsche Investition ohne Erfolgsaussichten!
Der Gedanke radikalisierte Jugendliche früh genug zu identifizieren und dagegen zu handeln, mag positiv klingen, aber dies mit einer Werbekampagne erzielen zu wollen, ist ein gefährlicher Schritt. Stellen Sie sich vor, dass Sie als eine Muslima vor so einem Plakat stehen. Die abgebildeten Personen sind muslimisch aussehende Jugendliche. Gefährlich sind die Assoziationen, die diese Plakate hervorrufen. Jede muslimisch aussehende Person wird in Generalverdacht gestellt. Mit diesen Bildern werden die in Deutschland lebenden Muslime als radikale, gefährliche und sogar als potenzielle Täter dargestellt. Die Vorurteile, die bereits in unserer Gesellschaft existieren, werden noch mehr geschürt. Die wichtigste Botschaft, die durch diese Plakate gegeben wird ist, dass jeder Muslim ein „Extremist“ oder „Terrorist“ sein kann, bloß Acht geben. Kurz gesagt, diese Kampagne ist menschenverachtend, diskriminierend und ausländerfeindlich.
Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die muslimischen Verbände, die diese Kampagne mittragen. Es ist inakzeptabel und unerklärlich, wie so eine Plakataktion befürwortet werden kann. Diese Kampagne wird auf keinem Fall zu Integration beitragen. Das Innenministerium sollte die Vor- und Nachteile einer solchen Aktion gut bewerten und sensibel mit dem Thema Islam und Muslime in Deutschland umgehen. Diese Politik stärkt die Verunsicherung der Muslime sowie Nichtmuslime und erschwert das Zusammenleben.

Diese Werbekampagne gegen „Radikalisierung“ ist eine rechtsorientierte Aktion des Innenministeriums. Es sollte gestoppt werden. Wir sind mitverantwortlich für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft. Wir sollten nicht zulassen, dass Diskriminierung normalisiert wird und die aktuelle Sicherheitspolitik unser Recht zu Religionsbekennung und -ausübung einschränkt. Es bestehen genügend Vorurteile gegenüber Muslime, an denen wir arbeiten müssen. Schaffung von neuen Vorurteilen können und dürfen wir uns nicht leisten.

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