Kopftuch als Symbol der emanzipierten Muslima

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«Es ist eine Ironie der Geschichte, dass während jene Türkei, aus der ausgegrenzte kopftuchtragende Frauen, die für ein selbstbestimmtes Leben in europäische Universitäten flüchteten, nun keine Ausgrenzung in der Türkei erleben, aber ihnen in Europa, dem ehemaligen «Hort der Freiheit für Muslimas»  immer mehr die gesellschaftliche Ausgrenzung droht».

 

Nach 17 Jahren wurde das Kopftuchverbot vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Ein hart erkämpftes Urteil, wogegen sich noch immer «Pseudo-Demokraten» wehren.

Ressentiments gibt es genug über kopftuchtragende Frauen. Muslimischen Frauen wird eine Opferrolle beigemessen und mit allen Mitteln dafür gekämpft, dass diese die ihnen zugewiesene Rolle verinnerlichen und sich damit zufrieden geben. Über kopftuchtragende Frauen, die aufgrund ihrer Entscheidung für das Kopftuch sich im Leben durchkämpfen, wird wenig berichtet. Die institutionelle und gesellschaftliche Diskriminierung, mit der sie konfrontiert werden, ist für viele nicht der Rede wert.

Das Kopftuchurteil des Bundesverfassungsgerichts ist immens wichtig. Es hat eine institutionelle Barriere im Berufsleben vieler kopftuchtragender Lehrerinnen beseitigt. Noch wichtiger ist es jedoch die Schranken in vielen Köpfen der Bundesbürger zu überbrücken! Die Diskriminierung von kopftuchtragenden Musliminnen ist nicht nur in Schulen ein Thema; Anwältinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen, sie alle kämpfen im Berufsleben mit einem inoffiziellen Kopftuchverbot. Sie kämpfen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und und Marginalisierung.

Dämonisierung des Kopftuchs – Ein europaweites Phänomen

Das Kopftuchverbot im Jahr 2003 wurde nur zwei Jahre nach den Terroranschlägen, am 11. September 2001, beschlossen. Wer sich an die politischen Diskussionen, um die Vereinbarkeit der islamische Werte mit den Werten des neumodischen «christlich-jüdischen» Abendlandes erinnert, wird schnell feststellen, wie internationale Ereignisse das Freiheitsverständnis der Gesellschaften prägen, Ressentiments aufblühen lassen und die Lebensqualität betroffener Gruppen beinträchtigen.

So selbstverständlich das Aufzwingen eines Kopftuchs mit unseren freiheitlichen Werten unvereinbar ist, genauso selbstverständlich sollte auch das freiwillige Tragen eines Kopftuches wahrgenommen werden.

Muslimische Familien sind anders, als vom ehemaligen Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky (SPD) behauptet, heterogen. Die Kinder werden in einem Umfeld aufgezogen, wo sie innerhalb der Familie und Umfeld Menschen mit und ohne Kopftuch begegnen.

Das Kopftuchverbot grenzt kopftuchtragende Frauen aus dem Berufsleben aus, und trägt lediglich zur Entstehung weiterer Parallelwelten bei. So etwas kann man auch als eine selbsterfüllende Prophezeiung betrachten, das eigentlich argumentativ wieder denen nützt, die sich prinzipiell für ein Verbot eingesetzt haben. Genau nach Art des geistigen Brandstifters «Sarazzin» kann man die aus dem Berufsleben ausgestoßenen Frauen dann als Beleg für Rückständigkeit der kopftuchtragenden Frauen anführen.

Erinnern wir uns nur an den Mörder von Marwa El-Sherbini. Vor der Ermordung im Dresdner Gerichtssaal schreibt Alex Wiens in einem Brief an das Gericht:

«(…) Angesichts des allen ist es durchaus verständlich, dass ich sie für Feinde halte, und versuche nach Möglichkeit, nicht mit ihnen in Kontakt zu kommen. Falls sie trotzdem in meine private Sphäre eindringen wollen, trotz meiner Warnungen, werde ich schnell nervös. Und keiner auf der ganzen Welt kann mir vorschreiben, dass sich Feinde in meiner Nähe tolerieren müssen. (…) Diese Frau, die ich angeblich beleidigt habe, trug ein Zeichen von totaler unreligiöser und kultureller Unterwerfung von den Männern und dem Satangott nämlich ein Kopftuch. Damit hätte sie Deutschland seine Geschichte, seine Kultur und deshalb mich beleidigt. Ist das nicht Wahnsinn, das eine Frau ihre Haare nicht öffentlich zeigen darf? Es passiert auch unfreiwillig, das ist eine alltägliche, allmähliche, nicht immer sichtbare Zerstörung der Kultur des Landes. Das sehen die anderen Kinder auf dem Spielplatz, aber es ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, die gewöhnen sich daran, das zu sehen und zu akzeptieren (…)»

Der Brief von dem Mörder Alex Wiens ist widerlich. Jedoch nicht widerlich genug um, mitten in Europa, als geistige Grundlage für Bewegungen wie die «Pegida» zu bilden. Abgesehen vom Versuch der Gewaltrechtfertigung sind die anderen Zitate über Muslime im Mainstream schon längst angekommen. Das Kopftuch ist medial  zu einem Symbol der Unterdrückung, das es zu bekämpfen gilt, stilisiert worden. Die Verhamlosung der Islamfeindlichkeit ist die logische Konsequenz dieser bedrückenden Entwicklung.

Die Ironie der Geschichte

Es ist zudem eine Ironie der Geschichte, dass während jene Türkei, aus der ausgegrenzte kopftuchtragende Frauen, die für ein selbstbestimmtes Leben in europäische Universitäten geflüchtet waren, schrittweise die Ausgrenzung aufhebt, aber in Europa, dem damaligen «Hort der Freiheit für Muslimas»  die gesellschaftliche Ausgrenzung droht.

Nun gilt es zu hoffen, das sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes – zumindest ein bißchen – positiv auf das gesellschaftliche Bild der kopftuchtragenden Frauen auswirkt. Das sie nicht mehr als Feindbilder, sondern als Teil dieser Gesellschaft wahrgenommen werden.

Kopftücher sind in der heutigen Zeit kein Zeichen der Unterdrückung oder gar Rückständigkeit, nein, das Kopftuch ist ein Zeichen der «emanzipierten Muslima», die nicht mehr hinter dem Herd stehen will, sondern ihren gesellschaftlichen Beitrag selbstbestimmend und selbstbewusst leisten möchte.

 

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